Die Stadtführung der etwas anderen Art

AlinaUndFranziALINA UND FRANZI BERICHTEN:
Eine besondere Aktivität wurde für den dritten Tag in Berlin geplant. Mittwochvormittags machten wir uns auf den Weg um Uwe, von dem gemeinnützigen Verein Querstadtein, zu treffen. Uwe war unser Tour-Guide für eine Berlinbesichtigung der besonderen Art. Er war von 1991 bis 1998 sieben Jahre lang obdachlos und wollte uns Berlin aus einer ganz anderen Perspektive zeigen.

Wir waren uns sehr unsicher, was wir zu erwarten hatten. Uwe startete damit, uns einige seiner „Outdoor-Schlafplätze“ zu zeigen. Damit gemeint sind simple Bänke. Uwe erklärte uns, nicht alle Bänke wären gleich. Vor allem die Härte des Holzes spiele eine große Rolle. Auf die Frage hin, ob das nicht unbequem sei auf einer Bank zu schlafen, antwortete er, eigentlich wäre eine Bank aus weichem Holz ein sehr bequemer Schlafplatz.

Der tatsächlich interessanteste Teil der Tour war für uns allerdings nicht die Besichtigung der alten Schlafstätten oder Aufenthaltsorte, sondern die Geschichten aus Uwes Leben. Es war absolut eindrucksvoll wie offen Uwe mit seiner Vergangenheit umgegangen ist. Sein Leben in der damaligen DDR war alles andere als einfach: Mehrmals im Gefängnis, da er aufgrund seiner Arbeitslosigkeit als „asozial“ abgestempelt wurde, verraten von der eigenen Familie an die Stasi und schlussendlich nach der Wiedervereinigung obdachlos.

Als wäre das nicht genug, leidet Uwe mittlerweile an schweren Krankheiten, wie unter anderem Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er betonte aber immer wieder, er wolle kein Mitleid. Mit seinem Leben wie er es bis jetzt geführt hat, sei er absolut im Reinen und er würde nichts anders machen. Diese Aussage hat uns tief beeindruckt. So konnten wir auch von diesem Erlebnis im Rahmen unserer Fahrt nachhaltige Eindrücke mit nach Hause nehmen.