Vor Ort in einem ehemaligen Konzentrationslager

KristinUndCarolinKRISTIN UND CAROLIN BERICHTEN:
Am Morgen des zweiten Tages hieß es dann früh aufstehen, denn es sollte zu einem historisch bedeutsamen Ort gehen. Bei recht frischer und regnerischer Wetterlage und nach einem knappen Sprint zur Bahn, konnten wir uns dann auf dem Weg zur Gedenkstätte Sachsenhausen im Zug nochmal etwas entspannen. Wir waren schon relativ nervös und aufgeregt, was uns dort erwarten würde. Die meisten von uns hatten zuvor noch kein ehemaliges Konzentrationslager gesehen, dennoch war uns bewusst, dass wir heute mehr zu einem furchtbaren und grausamen Teil der Geschichte erfahren werden.

Vor Ort wurden wir dann von unserer Museumsführerin in Empfang genommen, die uns zunächst über die Anfänge des KZ und die verschiedenen Nutzungen des Lagergeländes in der Vergangenheit informiert hat. Ursprünglich war das Gelände viel kleiner. Es sollte sich jedoch zu einem Vorzeigelager und Ausbildungsort der KZ-Kommandanten für die weiteren KZs entwickeln. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde es von den Sowjets als Gefangenenlager genutzt. Seit 1961 gilt das KZ Sachsenhausen als eine nationale Mahn- und Gedenkstätte.

Nach dem Vortrag konnten wir dann das Außengelände und die alten Gebäude erkunden. Das kalte, windige Wetter passte sehr zur beklemmenden und furchtbaren Atmosphäre dieses Orts. Es war während der ganzen Besichtigung ein komisches Gefühl, auf den Wegen zu laufen, auf denen die Häftlinge damals auch liefen, auf denen sie bis zur Erschöpfung schuften mussten und ermordet wurden.

Uns wurden auch die Baracken der Häftlinge gezeigt. Es sind unzumutbare Zustände gewesen, unter denen die Häftlinge dort hausen mussten. Es gab keinerlei Privatsphäre, nicht einmal in den Waschräumen und in den Schlafräumen war genug Platz für die große Anzahl an Menschen, die dort gezwungenermaßen leben mussten.

Am Ende der Führung blieb der Großteil der Gruppe in der ehemaligen Häftlingsküche und schaute sich originale Ausstellungsstücke wie alte Kleidung und persönliche Gegenstände der Häftlinge an. Ein paar von uns begaben sich jedoch zum Vernichtungstrakt. Die Methoden, mit denen den Menschen an diesem Ort das Leben genommen wurde, brachten uns zum Erschaudern. An der Stelle einer vermeintlichen Arztpraxis wurden innerhalb von nur zehn Wochen etwa 10.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen und im anliegenden Krematorium verbrannt. Für uns war diese Unmenschlichkeit einfach unvorstellbar und uns war unglaublich mulmig bei dem Gedanken, dass diese grausamen und nicht nachvollziehbaren Verbrechen noch keine 100 Jahre her sind.

Nach etwa zwei Stunden fand die Führung dann ein Ende. Sie hinterließ bei uns allen einen bleibenden Eindruck, obwohl wir uns längst nicht alles hatten ansehen können. Unserer Meinung nach ist es wichtig, sich regelmäßig auch mit diesen unschönen geschichtlichen Erinnerungen auseinanderzusetzen, damit sich eine solche unmenschliche Ideologie niemals wieder durchsetzen kann.