360° Panorama von
Yadegar Asisi

PatrickUndLisa
PATRICK UND LISA BERICHTEN:
Deutschland war einmal ein geteiltes Land – das ist gerade in Berlin allgegenwärtig. Durch die ganze Stadt zieht sich beispielsweise der „Berliner Mauerweg“, eine Kennzeichnung durch Pflastersteine und Metallplatten im Boden, dort wo die Mauer stand. Man überquert diese Stellen, an denen sich früher ein Todesstreifen befand, oft mehrmals täglich und meist ohne darüber nachzudenken. Aber auch an vielen weiteren Orten Berlins wird ein Blick zurück ermöglicht.

Der Künstler Yadegar Asisi möchte mit seinem 2012 eröffneten Mauer-Panorama direkt am Checkpoint Charlie eine andere Seite der Teilung zeigen: „Es war irgendwie normal geworden. Wir hatten uns arrangiert.“

Das Panorama zeigt die Mauer von der Westberliner Seite, der Bildausschnitt ist an die Sicht vom Balkon eines Freundes Asisis angelehnt, der im Westen Kreuzbergs in unmittelbarer Nähe der Mauer lebte. Und was man sieht, gibt einem wirklich das Gefühl von Alltag, von Normalität. Die Mitarbeiterin, die uns herumführte, konnte die Alltagssituation, die hier gezeigt wird, durch Hinweise auf kleine Details im Bild noch verdeutlichen: „Sehen Sie, dort drüben vor der Kneipe kotzt einer neben den Stromkasten… Alles ganz normal!“ Trotzdem herrscht in dem riesigen Ausstellungsraum eine eigenartige Stimmung, die von bestimmten Effekten ausgelöst wird: Irgendwann wird es dunkel über Berlin, die Stimme von Walter Ulbricht dröhnt „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“, weitere teils bekannte Zitate werden hörbar.

Es wird klar: Natürlich stellte die Mauer auf beiden Seiten nach all der Zeit einen völlig normalen Alltag dar. Trotzdem wurde einem in bestimmten Momenten ihre Endgültigkeit und der von ihr ausgehende Schrecken bewusst.