Gesunde Politik:
Ein Besuch im Bundesministerium
für Gesundheit

AlinaALINA BERICHTET:
Am zweiten Tag stand ein Besuch im Bundesministerium für Gesundheit und ein Gespräch mit Ingrid Fischbach auf dem Plan, die seit Dezember 2013 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit ist. Pünktlich um 10.00 Uhr wurden wir mit einem „gesunden Wasser“ begrüßt. Um diesen Tag festzuhalten, machten wir zunächst ein Foto mit Frau Fischbach. Auch Herr Gröhe, der Gesundheitsminister, machte ein Foto mit uns, als wir ihn spontan im Flur trafen. Anschließend nahm sich Frau Fischbach Zeit, uns über ihre Aufgaben im BMG zu informieren und auf all unsere Fragen einzugehen.

Reichstag

Ein wichtiges Thema war die betriebliche Gesundheitsförderung durch Prävention. Frau Fischbach erzählte von Gesundheitsförderungen, die im Bundesministerium angeboten werden und konnte als gebürtige Wanne-Eicklerin auch direkte Bezüge zu Herne herstellen. Während des Gesprächs ist mir aufgefallen, dass ich mich mit dem Thema der Gesundheitsförderung noch nicht viel auseinander gesetzt habe. Jetzt erscheint es mir jedoch sehr wichtig und ich werde öfters mal die Treppe anstatt der Rolltreppe nehmen. Ein weiteres wichtiges Thema war die Erkrankung an Demenz, da seit dem 1. Januar 2017 eine Änderung der Richtlinien zur Begutachtung von Pflegebedürftigkeit eingetreten ist. Für Frau Fischbach ist dieses Thema selbst wichtig, da sie Angehörige mit Demenz hat. Dass sie solch persönliche Dinge preisgab und offen mit uns darüber redete, hat mich beeindruckt.

Insgesamt fand ich das Gespräch mit Ingrid Fischbach sehr spannend. Gut gefallen hat mir, dass wir mit ihr richtig ins Gespräch kamen und es keinem typischen Vortrag ähnelte.



Eine außergewöhnliche Stadtführung:
Berlin aus der Sicht ehemaliger Obdachloser

SandraSANDRA BERICHTET:
Nach unserem Besuch um Bundesministerium trafen wir uns mit dem ehemaligen Obdachlosen Uwe am Berliner Hauptbahnhof. Im Rahmen des Projekts „querstadtein“ führte er uns von der Charité an der Spree entlang zum Alexanderplatz. Bei dem Projekt werden ehemalige Obdachlose zu Stadtführern, sodass man sie als Person sowie auch die Stadt hinterher möglicherweise mit anderen Augen sieht. Für mich ist dieses Projekt eine gute Sache – auch weil es den ehemaligen Obdachlosen eine Möglichkeit gibt, Außenstehenden einen Eindruck von ihrem Leben zu vermitteln.

Herr Kosten

Uwe ist 42 Jahre alt und lebte von 1991 bis 1998 auf der Straße. Dort fand er drei gute Freunde, die jedoch alle bereits verstorben sind. Uwe ließ im Laufe der Jahre 31 Entgiftungen über sich ergehen und begab sich für sieben Monate in Therapie. Nun ist er seit über 18 Jahren trockener Alkoholiker. Nach der Therapie lebte er für ungefähr ein Jahr in einem Übergangshaus und war dann in der Lage, sich eine eigene Wohnung zu suchen, in der er nun seit über 16 Jahren lebt.

Heute arbeitet Uwe – neben den Führungen für querstadtein – bei der Berliner Stadtmission als Hausmeister. Seine Schwächen sind Malzbier und Eis ;-)

Am ersten Halt erklärte uns Uwe, dass er vier Jahre auf diversen Bänken verbrachte. Er berichtete, dass er, um es auf den Bänken bequemer zu haben, in Gemüseläden nach Bananenkisten fragte und diese zu zwei Lagen zusammenlegte. Dann noch zwei Decken, eine um die Beine und eine um die Nieren gewickelt, und es wurde auf den harten Bänken etwas erträglicher. Um sich zu duschen oder auf Toilette zu gehen, konnten die Obdachlosen die Charité, das älteste Krankenhaus von Berlin, besuchen. An den folgenden Haltepunkten schilderte Uwe uns die Gründe, die ihn auf die Straße führten – und seinen Weg zurück ins normale Leben. Der Weg in die Obdachlosigkeit war eine Verkettung unglücklicher Ereignisse. Er saß mehrmals in der ehemaligen DDR im Gefängnis, unter anderem wegen asozialem Verhalten. Nach diversen Verhören der Stasi gelangte er irgendwann an einen Punkt, an dem er zu sich selber sagte, dass er lieber im westlichen Teil Berlins drei Tage auf der Straße leben würde als zurück in die DDR zu gehen. Aus diesen drei Tagen wurden letztendlich sieben Jahre.

Herr Kosten

Zu Beginn der Tour habe ich plumpes Hinterhertrotten hinter einem nicht sehr redefreudigen Obdachlosen erwartet, der uns zu ein paar seiner Freunde führt und uns erzählt, wie hart das Leben auf der Straße ist. Uwe ist jedoch ein echt töfter Typ, dem zwar viel Unschönes in seinem Leben widerfahren ist, damit aber umzugehen weiß. Er hat seinen Lebensmut nicht verloren und scheut sich nicht, seine Geschichte anderen Leuten zu erzählen. Die Führung hat mir sehr viel Spaß gemacht, ich habe Uwes Erzählungen gerne zugehört. Er hat meinen größten Respekt dafür, dass er es von der Straße zurück ins normale Leben geschafft und nun Arbeit und sogar eine eigene Wohnung hat. Die Tour mit Uwe hat mir gezeigt, dass man das Leben schätzen und froh darüber sein sollte, jeden Tag in einem sicheren Zuhause aufwachen und einem geregelten Tagesablauf nachgehen zu können.